Keksdose - Reaktionen aus der Internet-Gemeinde
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Thema: Großes Lob für den Keksdosenverstärker und ein paar Vorschläge
Datum: 01.02.2004 23:06:57 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit
Von: BKoch21252
An: Peterwendt




Hallo Peter!

Gerade habe ich zum dritten (oder vierten?) Male mit außerordentlichem Vergnügen deine Beschreibung des Keksdosenverstärkers gelesen. Sie ist nicht nur ausgesprochen informativ, lehrreich und humorvoll, sondern macht Einsteiger auch mit dem nötigen Nachdruck auf die Gefahren der "etwas höheren" Spannungen bei Röhrengeräten aufmerksam. Als wir noch "jünger und dümmer waren", um deinen Ausdruck zu gebrauchen, haben wir beide (und so viele unserer Altersgenossen) vermutlich mehr als einmal eine ganze Truppe von Schutzengeln gehabt haben, die uns vor dem Schlimmsten bewahrt haben. Ich finde es deshalb ganz große Klasse, dass du ständig auf so humorvolle Weise darauf hinweist, wie respektvoll man (frau?) mit Anodenspannungen umgehen sollte. Dem ist nichts hinzuzufügen! Ich rühre mittlerweile nichts "hochvoltig Röhrenmäßiges" mehr an, das nicht durch meinen Trenntrafo vom Netz getrennt ist.

Übrigens, auch auf diesem Gebiet können zwei billige Basteltrafos ungemein hilfreich sein, wenn die Trenntrafo-Originale zu teuer sind: Man nehme einen (oder zwei: Parallelschaltung) belastungsfähige billige Halogentrafo mit 12V Sekundärspannung und hat so erst einmal eine solide Grundlage für die Röhrenheizung.

a) Den russischen 12,6V Röhren (GU50) und den europäischen E 8x Doppeltrioden mit "mittelangezapftem" Heizfaden macht es nichts aus, wenn sie mit 12v statt 12,6V etwas unterheizt werden. Bei alten Trafos kommt noch hinzu, dass sie ursprünglich für 220V ausgelegt worden sind, mittlerweile aber mit 236 Volt - jedenfalls in meinem Ortsnetz - zugedröhnt werden. Das führt zu einer rechnerischen Sekundärspannung von 12,8+ Volt. Das solte auf jeden Fall reichen.

b) Für die experimentierfreudigen Umsteiger auf die (noch) billigen P-Röhren sollte es kein großes Problem darstellen, durch die klassischen Schaltungen zur Spannungsverdoppelung oder -verdreifachung auch andere Heizspannungen zu erzeugen, wenn es denn sein muß. Ein weiterer Trafo wäre vermutlich aber die bessere Wahl, um die geforderten xVolt bei 0.3A Strom bereit zu stellen.

c) Ganz edel wird es für die echten 6.3 Volt Röhren, denn die können nun mit stabilisierter Gleichspannung betrieben werden, wenn man es so will. Zwar können reine Endröhren wie die EL 84 oder die EL 34 auch in Reihe (ggf. mit entsprechenden Schutzmaßnahmen) an die Sekundärspannung angeschlossen werden, aber für Vorstufenröhren wie die bekannten Doppeltrioden, die EF 86 und die ECL 82/86 u.a. ergibt sich die simple und preisgünstige Möglichkeit , sie mit gesiebter Gleichspannung zu heizen. Man nehme dazu entweder einen entsprechend belastbaren Brückengleichrichter oder passende Siliziumdioden, die unsere 12V Wechselspannung ohne unser aktives Zutun auf 10,6 Volt Gleichspannung reduzieren. Wer jeweils zwei Si-Dioden (z.B. 1N4004 oder höher) hintereinander schaltet, verbraucht zwar mehr Material, belastet aber den folgenden Spannungsregler MC 7805 viel weniger. Letzteren haben wir in großen Mengen aus irgendwelchen Computerplatinen ausgelötet oder können ihn heute "fürn Appel und n`Ei" bei den bekannten Verandfirmen bestellen.

Was fangen wir mit einem Spannungsregler für 5 Volt an, wo wir doch eine Heizspannung für 6,3 Volt für unsere Vorstufen- und Endröhren brauchen? Ganz einfach, wir besch... -trügen das Teil! Auch hier benutzen wir zwei hintereinander geschaltete Siliziumdioden, mit denen wir den Masseanschluß (Anschluß 2) des Spannungsreglers auf etwa 1.4 Volt über Normalnull legen. Während der arme Spannungsregler "denkt", er hielte die Spannung konstant auf 5Volt, haben wir ihm wirklich ziemlich konstante 6,4 Volt zur Heizung unserer Röhren entlockt. So gut ist es meinen E-Röhren noch nie gegangen, wenn ich darüber nachdenke.

d) Wenn du jetzt noch einen Billigtrafo findest, der neben einem hochbelastbaren (=>5 A) Sekundäranschluß bei 12V eine möglichst komplett angezapfte Primärwicklung von 115V bis 240V besitzt, dann hast Du gewonnen. Der alte Heinz Richter, bei dem die meisten von und irgendwie in die Lehre gegangen sind, wäre stolz auf uns.

Neulich habe ich übrigens mächtig einen gezwiebelt bekommen, als ich unsere Küchenmaschine vom Netz getrennt und dummerweise kurz danach den (im Prinzip spannungslosen!) Stecker angepackt habe. Womit bewiesen wäre, dass auch relativ kleine Entstörkondensatoren immer noch einen mächtigen Rumms entwickeln können, wenn man es so dusselig anstellt wie ich.

Mit freundlichen Grüßen
Bernd


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Letztes Update: 06. Juni 2004