Keksdose - Gleichstromheizung
Gleichstromheizung


1. Grundlegende Überlegungen

Da die Keksdose ein kleiner "Brummbär" war, habe ich mir Gedanken gemacht, ob das vielleicht an der AC-Heizung liegen könnte ... was es aber nicht war. Die fehlende L-Siebung der Anodenspannung war der Übeltäter. Ich hatte keine passende Drossel, also bin ich den einfachen Weg gegangen und habe die Filter-Elkos auf 2 x 270µF / 400V hochgesetzt. Da besteht aber schon akute Gefahr, die 1N4007 mit dem Kalt-Einschaltstrom zu überlasten. Ideal ist das nicht. Aber darum geht es hier ja gar nicht, sondern darum, wie man einfach und simpel einen Verstärker dieser Machart mit DC heizt.

Heizen mit Gleichstrom - einfach gemacht

Diese obenstehende Schaltung ist die technische Grundlage. Es kommt ein zweiter Gleichrichter zur Anwendung, gekoppelt mit einem meiner Lieblings-ICs, dem LT1084. An dieser Stelle kann man natürlich auch den weithin bekannteren und verbreiteteren LM317 einsetzen. Nur sollte der entnommene Strom dann 1.3 Ampere nicht überschreiten, weil das LM317 eine interne Begrenzung auf 1.5A hat. Das LT1084 kann immerhin bis zu 5 Ampere liefern.
In dieser oben gezeigten Auslegung ist die Heizspannung nicht einstellbar.

Auch hier wird die Ausgangsspannung des Reglers nach dieser Formel bestimmt:

Uout = 1.25 * (1 + (R2 / R1))

wobei R1 der "obere" und R2 der "untere" Widerstand ist.

Der obskure 932 Ohm Widerstand ist ein reiner Rechenwert. Den müßte man haben, um auf 12.9 V Ausgangsspannung zu kommen. Stellen wir die Formel nach R2 um, bekommen wir die Rechnung:

R2 = ((Uout / 1.25) - 1) * R1

Aber egal, welche Ausgangsspannung wir nehmen und egal, ob wir für R1 100 oder 120 Ohm nehmen, wir kommen immer irgendwie auf einem krummen, nicht-Normwert heraus. Also, warum nicht gleich ein Poti dafür verwenden ? Ein 1K Trimmer würde hierbei satt reichen. Damit läßt sich die Spannung von 1.25 Volt - 13.75 Volt regeln. Ein 2.2K Trimmer würde - entsprechende Eingangsspannung vorausgesetzt - den Regelbereich nach oben bis 28.75 Volt erweitern. Ihr entscheidet selber.
Die Eingangsspannung darf 30 VDC (37 VDC beim LM317) nicht überschreiten.
Ein Spindeltrimmer ist geraten, weil sich damit wesentlich genauer einstellen läßt - ebenso ein ausreichend dimensionierter Kühlkörper.
Bei der "Keksdose" ist die Eingangsspannung 12VAC - nach Gleichrichtung und Siebung haben wir rund 17VDC vor dem Regler. Zwei PCL86 ziehen zusammen 600 mA Heizstrom bei 13 Volt. Heißt: der Regler muß 4 Volt wegdrücken ... mal 0.6 Ampere sind das nach Adam Riese 4 Volt x 0.6 Ampere = 2.4 Watt, die in Wärme umgesetzt werden. Der Regler ist mit einer thermischen Überlastungssicherung ausgestattet - allerdings ist es auch ziemlich blöd (für die Röhren), wenn bei anliegender Anodenspannung die Heizspannung wegfällt. Das machen die nicht lange mit.


2. Zwangsläufig sich ergebende Optimierungen

Wenn wir sowieso schon mit Gleichstrom heizen, dann können wir ja auch gleich das Problem mit dem starken Aufleuchten der Heizfäden beim Kalt-Einschalten erschlagen. Von der Sache her ist das am einfachsten mit einem langsamen Ansteigen der Heizspannung in den Griff zu kriegen. Das widerum läßt sich relativ unaufwendig und unspektakulär mit einem kleinen Schaltungskniff bewerkstelligen.

Heizen mit Gleichstrom - verfeinert

In den Einstellkreis des Spannungsreglers bauen wir einen "irgendwas-PNP" Transistor ein (z.B. BC557 oder sowas), der den "unteren" Widerstand R2 überbrückt. In den Basis-Emitterkreis kommt ein Widerstand von 47K, der auf einen Kondensator führt. Der Kondensator lädt sich über R1 / R3 auf. Je weiter er sich auflädt, desto mehr sperrt der PNP-Transistor, bis er am Ende nicht mehr leitet und die Ausgangsspannung des Reglers wieder ausschließlich durch das Verhältnis R1 / R2 bestimmt wird.
Die zwei 1N4001-Dioden sind dafür da, daß beim Abschalten die im Ausgangskreis liegenden Kondensatoren nicht "rückwärts" auf den Regler wirken. Der mag das nämlich gar nicht.

Nun kommen wir aber ersthaft in Schwierigkeiten. Leider.
Da wir schon Halbleiter-Dioden in der Anodenspannungsversorgung verwenden, liegt die Anodenspannung schon an, bevor die Röhren auch nur annähernd vorgeheizt sind. Das darf nicht so sein. Hier müssen wir eine Schaltung einfügen, die die Anodenspannung zeitverzögert zuschaltet. Sonst gehen uns bald die Röhren hopps und das ist doch wohl zu ärgerlich.

Verzögertes Zuschalten der Anodenspannung

Die Schaltung ist schnell erklärt. Mein "anderes Lieblings-IC" ist der Timer 555.
Jaja. Ich weiß. Ihr müßt gleich brechen und das Ding taugt nicht die Bohne, ist instabil und ungenau. Weiß ich alles. Ich will ja auch keinen Weltrekord für Einhalten von Einschaltzeiten bis zu 12 Stellen hinter dem Komma gewinnen, sondern nur die Anodenspannung etwas verzögern. So 10 Sekunden ungefähr. Das müßte allemal reichen und bis dahin ist die Heizspannung so weit angestiegen, daß die Heizfäden glühen.

Das 555 fungiert als einfacher Timer. Der Kondensator lädt sich auf, der Ausgang wechselt von High auf Low und alles wird gut. Während der Timer läuft, kündet eine LED von der Wartezeit. Geht die LED aus, wird die Anodenspannung eingeschaltet. In meinem Fall habe ich dazu ein "Solid State Relais" genommen. Die Dinger haben keine Kontakte, klicken nicht, ziehen nur 3 - 8 mA Strom und haben keine Mechanik, die ausleiert. Und brauchen keine zusätzlichen Schutzdioden über Spulen.
Das SSR schaltet einfach die eine 170-VAC-Leitung vom Trafo auf den Gleichrichter. Fertig ist der Lack.

Der Teil mit dem 78L05 - oder 7805 oder 7808 oder was immer - ist nur dafür da, damit das 555 nicht oberhalb 15 Volt betrieben wird. Mehr verträgt das Ding nämlich nicht. Ich habe willkürlich einen 78L05 gewählt, weil ich davon eine Tüte voll habe und weil 5 Volt eine schöne Spannung ist. Einen Elko davor können wir uns bei DC-Heizung schenken, wenn der Verzögerungsteil aus der gleichen Quelle betrieben wird, wie der Heizkreis. Dann sitzen da ja schon ein paar 'Dicke Pötte' drin.
Geht man zu anderen Werten für den Regler, müssen die Spannungswerte der Elkos natürlich entsprechend angepaßt werden. Logisch, oder ?

Die Schaltung mit dem Transistor und dem Widerstand, der an den Plus von der Heizspannung geht, ist sowas wie ein "Rettungsanker", falls es die Heizschaltung aufgrund thermischer Überlastung oder eines Defekts doch mal niederstrecken sollte. In dem Fall wird die Anodenspannung gleich mit weggeschaltet. Billig, primitiv, ohne Mikroprozessor - aber wirkungsvoll. Spaßeshalber kann man ja mal das Kühlblech vom Heizungs-Regler abschrauben und gucken, wann es denn soweit ist ...

Mit einer derartigen Schaltung läuft die Keksdose bereits seit Wochen problemfrei.


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Letztes Update: 06. Juni 2004